Die ICSI-Technik wurde im Jahre 1992 von der belgischen Arbeitsgruppe um A. Steirteghem von, und P. Devroey entwickelt. Die Intrazytoplasmatische Spermien-Injektion (ICSI), auch Mikroinjektion genannt, ist eine zusätzliche Technik im Rahmen der IVF
Das ICSI-Verfahren wird bei folgender Subfertilität eingesetzt:
hochgradige Infertilität des Mannes, wie
eine zu geringe Anzahl der Spermien
nicht ausreichend bewegungsfähige Spermien und/oder Deformationen aufweisen,
die Spermien sind nicht in der Lage, die Eizellen aus eigener Kraft zu befruchten
Versagen des IVF-Verfahrens, keine Befruchtung, d. h., dass die Spermien nicht in die Eizellen eindringen konnten.
Bei dem ICSI-Verfahren werden, im Gegensatz zur konventionellen IVF, die Ei- und Samenzellen nicht nur in der Kulturschalle zusammen kultiviert, sondern es findet die Befruchtung durch die Injektion eines Spermiums direkt in das Zellplasma der Eizelle statt. Hierin besteht der bedeutendste Unterschied zwischen der konventionellen IVF und der Mikroinjektion. Diese Technik ist für die Reproduktionsmedizin so revolutionär wie die erfolgreiche erste IVF-Behandlung bei Luise Braun, weil es dank dieser Technik seit fast 20 Jahren (Anfang der 90er) möglich ist, eine effiziente und erfolgreiche Sterilitätsbehandlung bei ausgeprägter männlicher Substerilität durchzuführen. ICSI kann selbst dann erfolgreich durchgeführt werden, wenn sich im Ejakulat keine Samenzellen befinden und diese deshalb operativ aus dem Nebenhoden bzw. Hoden gewonnen werden müssen (siehe MESA/TESE Verfahren).
Ablauf der ICSI-Behandlung
Ebenso wie bei der IVF werden der Frau nach einer Hormonstimulation mehrere reife Eizellen entnommen. Für die Befruchtung wird dann unter einem Hochleistungsmikroskop (bei beheiztem Objektträger und 200- bis 400-facher Vergrößerung) jeweils ein einzelnes Spermium unbeweglich gemacht und in eine hauchdünne Glaskanüle (Injektionspipette, Außendurchmesser 0,007 mm) aufgezogen. Die 1/10 mm große Eizelle wird mit einer speziellen Haltepipette festgehalten, die Injektionspipette mit der Samenzelle eingeführt und das mehr als 100mal kleinere Spermium direkt in die Eizelle injiziert. Der gesamte Vorgang wird mithilfe besonderer Spezialwerkzeuge, sogenannte Mikromanipulatoren, ausgeführt, die eine genaue Kontrolle der Mikrobewegungen erlauben. Diese Mikroinjektion ahmt den natürlichen Vorgang des Eindringens eines Spermiums in die Eizelle nach. Der Samenzellen werden so die Transportaufgaben und das Eindringen in die Eizelle bei der natürlichen Zeugung abgenommen. Die eigentliche Befruchtung, nämlich das Verschmelzen der väterlichen und mütterlichen Erbanlagen, ist davon nicht betroffen. Mithilfe dieser Methode lassen sich mindestens 70 % der gewonnenen Eizellen befruchten. Wie bei der konventionellen IVF-Therapie, erfolgt einen Tag später die Befruchtungskontrolle sowie zwei bis drei Tage später der Embryotransfer.
Beeinflussende Faktoren
Je nach Voraussetzung liegen die Erfolgsaussichten für eine Schwangerschaft bei diesem Verfahren zwischen 25 und 35 % pro Zyklus.
Der Erfolg der IVF hängt von vielen direkten und undirekten Faktoren ab. Die wesentlichen sind: die Spermaqualität, das biologische Alter der Patientin und daraus resultierender Anzahl und Reife der Eizellen, die Menge und Qualität der übertragenen Embryonen und nicht zuletzt auch, ob die Gebärmutterschleimhaut (das Endometrium) die Einnistung des Embryos zulässt sowie fachliches Können und Erfahrung des Personals.
Eine schlechte Samenqualität, welche sich insbesondere durch geringe Beweglichkeit äußert, verhindert in den meisten Fällen eine erfolgreiche Befruchtung.
Bei Frauen mit schweren Hormonstörungen können oft nur Eizellen mit ungenügender Reife gewonnen werden. Solche unreifen oder überreifen Eizellen lassen sich in geringerem Maße befruchten. Hier ist der Zeitpunkt der Samenzugabe sehr wichtig. Durch ein angepasstes Stimulationsschema kann im nächsten Behandlungszyklus diese Eizellreifungsstörung zumeist erfolgreich therapiert werden.
Die Einnistung der Embryonen wird mit Hormongaben unterstützt. Trotzdem werden die meisten abgestoßen. Es wird angenommen, dass ein Teil dieser Embryonen aufgrund schlechter Einnistungsbedingungen in der Gebärmutterschleimhaut verloren gehen. Ein weiterer nicht unbeträchtlicher Teil der Embryonen entwickelt sich nicht weiter.